Jahresrückblick 2020

Auch wenn es sich wie jedes Jahr komisch anfühlt, so kurz nach den Sommerferien schon wieder einen Jahresrückblick zu schreiben, ist schon wieder Dezember und ein gefühlt doppelt so langes Jahr wie normal liegt hinter uns.

„Alles, was man über das Leben lernen kann, ist in drei Worten zusammenzufassen: Es geht weiter!“

Friedrich Schiller

Dieses Jahr ist zu viel passiert, um es auch nur annähernd zusammenzufassen. Jede*r wird von diesem Jahr andere Geschichten erzählen. Manche werden traurig sein, manche komisch, manche wütend, manche entschleunigt, vielleicht sogar besinnlich. Wohin uns all diese Veränderungen führen werden – gesellschaftlich wie privat – werden wir wohl erst im Jahresrückblick 2021 oder 2022 ermessen können. Was uns dieses Jahr aber auch vor Augen geführt hat, ist vieles, was vorher nur Randgruppen oder Nischen klar war: Unser bisheriges System ist in vielen Bereichen nicht nachhaltig, sozial ungerecht im Inland sowie weltweit, kommerzialisiert, abhängig von globalen Lieferketten und unsere Demokratiefähigkeit kann auf allen Ebenen auch noch aufgebessert werden.

Was wir auch gesehen haben ist Solidarität, schnelles gesellschaftliches und politisches Handeln und Veränderungen in vorher nicht vorstellbaren Ausmaß, wahnsinnig viele kreative Lösungen von Erntehelfervermittlung im Frühjahr zu innovativen Veranstaltungsformaten im Herbst, mehr Empathie für die alltäglichen Leistung von Lehrer*innen und Care-Arbeit, das Homeoffice nicht bedeutet, keiner arbeitet mehr, wie die eigene Region wieder als Reiseziel entdeckt wurde und mehr Wertschätzung für regionale Lebensmittelproduktion. Nur das mit dem Toilettenpapier erschließt sich uns immer noch nicht…

Was haben wir 2020 gelernt? Mit Sicherheit eins: Sicherheit ist eine Illusion. Und: Immer offen, kreativ und flexibel sein zu müssen ist anstrengend und fühlt sich gleichzeitig sehr lebendig an.

Ein normales Jahr bei der Agenda

Einiges lief tatsächlich so, als wäre 2020 ein normales Jahr gewesen…

Aus der sehr aktiven Klimabewegung rund um Fridays for Future in 2019 hat sich in diesem Jahr die Klimavernetzung Dresden gebildet, bestehend aus den unterschiedlichen Zweigen der Fridays-Bewegung in Dresden sowie den Dresdner Gruppen des BUND, Greenpeace, Ende Gelände, Extinction Rebellion, Gemeinwohlökonomie, dem VEE Sachsen e.V. und der Lokalen Agenda Dresden. Wir beteiligen uns an der stadtpolitischen Arbeit der sehr aktiven Klimavernetzung.

Die Europäische Mobilitätswoche fand in diesem Jahr unter dem Motto „Klimafreundliche Mobilität für alle“ statt, wozu wir einen Stadtteilrundgang zur Barrierefreiheit der Neustadt, den Parking Day vorm Umweltzentrum sowie die Moderation zum Expertengespräch zum 365-Euro-Ticket in Dresden moderiert haben. Außerdem fand dieses Jahr im Rahmen der Zukunftsstadt Dresden das Projekt TransVer die Transformationsarena für einen zukunftsfähigen Stadtverkehr statt, bei der eine breite Mischung verschiedener Mobilitätsexpert*innen aus der Stadtverwaltung, den Verkehrsbetrieben, zivilgesellschaftlichen Initiativen wie dem Fuß e.V. und so auch die Lokale Agenda, teilnahmen. Ziel des Prozesses war die Entwicklung von Zukunftsbildern für den Stadtverkehr in Dresden in 2050, mögliche Pfade bis dahin und die Entwicklung erster Projektideen für den Weg dahin.

Bei dem inzwischen 21. Lokale Agenda Wettbewerb mit dem Jahresthema „Biologische Vielfalt“ bewarben sich in diesem Jahr 23 Initiativen und Projekte auf die drei Preise. Nach der corona-konformen öffentlichen Projektvorstellung konnten wir die drei Initiativen „Pinke Hände“, „Jugendparlament Dresden“ und die „Igelhilfe Radebeul“ bei einer hybriden Festveranstaltung im Rathaus mit Livestream auszeichnen. Geehrt wurde dabei auch das Netzwerk Dresden gießt mit einem Sonderpreis.

Auch das nachhaltige Hausaufgabenheft Möhrchenheft konnte dieses Jahr an 3.000 und damit sogar mehr Viertklässler*innen als im letzten Jahr kostenfrei verteilt werden, obwohl zwischenzeitlich oft nicht klar war, wie der Schulbetrieb dieses Jahr aussieht. Hoffentlich gibt dieses kleine Heft den Kindern eine Orientierung in dieser bewegten Zeit.

Das bei der Agenda liegende Zukunftsstadtprojekt „Essbarer Stadtteil Plauen“ hat bis auf einige durch die Pandemie ausgefallenen Veranstaltungen volle Fahrt aufgenommen, die essbaren Obst- und Wildobstgehölzen im Stadtteil Plauen kartiert, mehrere Stadtteilrundgänge, Ernte- und Verarbeitungsworkshops durchgeführt, Blogartikel geschrieben und sich in Stadtteil und Stadt weiter vernetzt.

Außerdem durften wir wieder spannende Veranstaltungen inhaltlich sowie als Moderatorinnen begleiten, so z.B. beim Filmgespräche zu „Anders essen – Das Experiment“, dem Vernetzungstreffen der mitteldeutschen Ernährungsräte oder bei einem Workshop in der Strukturwandelkonferenz des BUND.

Das war anders

Vor allem auch durch Corona und dessen regionale wie globale Auswirkungen haben wir uns dieses Jahr intensiv mit den Themen des nachhaltigen Wirtschaftens beschäftigt. Im Frühjahr lernten wir im Workshop von TUTAKA mehr zu Nachhaltigkeitskommunikation und fairer Beschaffung und moderierten für die TWD den Prozess hin zu einem Nachhaltigkeitsbericht nach SDGs. Durch die Corona-Maßnahmen litten vor allem die Kultur- und Tourimuswirtschaft. Hierzu haben wir zum einen mit dem Kulturamt zusammengearbeitet und das Online-Symposium „Zukunftskunst“ auf die Beine gestellt. Dadurch wurden nationale und internationale Impulse für nachhaltige Kulturbetriebe und -produktionen nach Dresden geholt. Zum anderen kooperierten und moderierten wir zusammen mit der Dresden Marketing GmbH, dem Tourimusverband Dresden und der Stadtratsfraktion der Grünen bei dem Symposium „Tourismus mit Zukunft“. Dem Thema nachhaltige Netzwerke für Dresden widmeten wir uns dann im Workshop „Resiliente Stadt“.

Auch das Thema regionale Ernährung und Landwirtschaft hat durch den Corona-Lock-Down im Frühjahr und die Skandale um die Arbeitsbedingungen in den Schlachtbetrieben einen merklichen Aufwind bekommen, was vor allem im Interview im Deutschlandfunk mit dem Ernährungsrat Dresden, Vortrag „Regional und Saisonal“ für das Projekt Future Food und beim Vortrag für das Fachsymposium des VGMS thematisiert wurde. Mehr dazu im Jahresrückblick 2020 des Ernährungsrates.

„Weihnachten ist, wenn die besten Geschenke am Tisch sitzen und nicht unterm Baum liegen.“

Anonym

In diesem Sinne wünschen wir allen mit Sicherheit besondere und im besten Fall besinnliche Feiertage. Lasst uns schätzen, was wir erlebt und gelernt haben und Dankbarkeit teilen für alles, was ist.

Alles Gute wünscht euer Lokale Agenda Team