Ein Jahr Fridays for Future Dresden

Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir das Engagement und die Forderungen von Fridays for Future unterstützen. Diese jungen Menschen entwerfen keine Horrorszenarien wie Ihnen vorgeworfen wird, auch sind sie nicht radikal. Sie stellen nicht einmal eigene Thesen auf. Fridays for Future ist das Sprachrohr der Wissenschaft. Sie haben in der Schule aufgepasst und wissen, was unserem Planeten bevorsteht, wenn wir weiterhin fossile Energieträger verbrennen und unser Ausstoß an Treibhausgaßemissionen nicht absehbar sinkt. Und die Wissenschaft bestätigt die Dringlichkeit immer weiter. So warnen renommierte Klimaforscher/innen, dass wir derzeit auf Kurs in ein Worst Case Szenario sind. Trotz medialer Aufmerksamkeit wird der Temperaturanstieg noch nicht ernst genommen.

Deswegen sind wir froh, dass Fridays for Future als Bewegung nicht resigniert, sondern weitermacht und die Stimme erhebt. Wir werden sie auch in Zukunft gerne unterstützen.

Bis zu 15.000 Menschen brachte Fridays for Future zu Demonstrationen in Dresden auf die Straße. Wir waren selbst dabei. Bereits zum Global Strike im März konnte unsere Geschäftsführerin Julia Leuterer ein paar Worte an die Demonstrierenden richten und sich für ihr beispielloses Engagement bedanken. Sie ermutigte sie, sich neben dem Demonstrieren zusammen mit anderen Menschen in lokalen Initiativen zu engagieren, um auch im Alltag für eine schönere Welt von Morgen zu arbeiten:

„Ich meine, engagiert euch! Denn ihr seid nicht Konsument/innen, ihr seid Menschen in einer Demokratie! Findet hier und heute an diesem Nachmittag Gleichgesinnte. Findet hier und heute beim Markt der Möglichkeiten andere Gruppen und Vereine. Es gibt so viele Menschen in Dresden, die seit Jahren für Klimaschutz, für Umweltschutz, für die Verkehrswende und für eine lebenswerte Zukunft für alle arbeiten. Findet sie und dann engagiert euch dort! Denn dort trefft ihr Menschen, die auch sehen, was ihr seht. Die dieselbe Ohnmacht spüren wie ihr. Die aber auch dieselbe Hoffnung in sich haben, wie ihr. Nämlich die Hoffnung, dass Veränderung möglich ist. Das Veränderung sogar Spaß macht! Die Hoffnung, dass es nicht noch schlimmer werden muss, bevor es besser werden wird. Und das Wissen, dass wir als Menschheit das auch besser können. Schaut euch mal um. Schaut mal eurer Nachbarin, eurem Nachbarn ins Gesicht. Auch sie, auch er ist heute hier, weil er und weil sie diese Hoffnung hat, dieses Wissen hat. Ist das nicht großartig?“

Beim Global Strike im September unter dem Motto #allefürsklima redete dann auch Christine Mantu über die kommende Zeit nach der Landtagswahl in Sachsen:

„Die Ausgangslage für einen schnellen Wandel in Sachsen ist auch nach der Wahl nicht einfacher geworden. Ich rede nicht nur von den 27% AfD-Abgeordneten, die nun als zweitstärkste Fraktion im Landtag sitzen und die ganz offiziell im Parteiprogramm den Klimawandel leugnen. Ich rede auch von den Parlamentarierinnen der demokratischen Parteien, die immer noch das Narrativ bedienen, dass der Schutz der Umwelt und unserer Lebensgrundlagen bedeutet, dass Menschen ihre Jobs verlieren, keinen Strom mehr haben oder dass die Wirtschaft zusammenbricht.
Auch wenn die Ausgangslage in Sachsen nicht einfacher geworden ist, möchte ich euch hier noch einmal ermutigen:
Fridays for Future hat uns und allen Nachhaltigkeitsinitiativen so viel Rückenwind gegeben. Dafür möchte ich euch herzlich danken! Ihr habt das Thema ganz oben auf die Agenda gesetzt. Ihr weicht nicht zurück. Ihr bleibt laut und kreativ. Ihr habt den Diskurs verschoben. Ihr habt den wissenschaftlichen Fakten endlich Aufmerksamkeit verschafft. Danke für euren Mut und eure Kraft!

Wie heiß mögen Sie Ihren Planeten?
Trotz aller Unterstützung und allen Engagements konnte die Klimaschutzbewegung bisher noch keine messbaren Erfolge verbuchen. Diese sind allerdings notwendig, um unseren Beitrag zu leisten, das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Erst diese Woche wurde bekannt, dass das Unwort des Jahres 2019 „Klimahysterie“ ist. Die Entscheidung begründet das Jury Mitglied Prof. Janich wie folgt: „Zu den Themen Klima und Ökologie haben wir besonders viele Einsendungen erhalten. Der Begriff „Klimahysterie“ erfüllt zwei unserer Auswahlkriterien sehr genau: Er führt einerseits in die Irre und andererseits diskreditiert er.“

Es wird Zeit die Wissenschaft in voller politischer Breite anzuerkennen. Denn Scheindebatten werden uns nicht helfen. Die Auswirkungen des Klimawandels werden auch wir selbst noch erheblicher zu spüren bekommen als bisher. Bei der Eröffnung unseres Kulturhauptstadtbeitrages des Plattformtisches Kultur und Umwelt sprach Florian von Fridays for Future zur Eröffnung Worte, die unter die Haut gingen:

„Hört ihr das? Seid einmal ganz still. Da ist ein Ticken in der Stille. Immer. Denn die Zeit steht nie still. Dieses Ticken bedeutet so unglaublich viel. Es bedeutet ein Voranschreiten, das Vergehen von altem und das Entstehen von neuem. Jedes Ticken bedeutet einen weiteren Teil des Lebens, aber vor allem bedeutet es, dass die Zeit rennt. Und sie rennt viel zu schnell. Wir bewerben uns als Stadt Dresden für die Kulturhauptstadt 2025. Das sind nun noch etwas mehr als 5 Jahre. Etwa drei Jahre später, wird eine Uhr abgelaufen sein, deren Ticken sich immer weiter unter meine Kopfhaut brennt. Drei Jahre nach dem der Titel für die Kulturhauptstadt 2025 vergeben wurde, wird die CO2 Uhr abgelaufen sein. Wenn wir auf unserem aktuellen Kurs weiter fahren, wird in 8 Jahren das CO2 Budget, das der IPCC zur Einhaltung des 1,5 °C-Ziels als Obergrenze festgelegt hat, erreicht sein.

Ein Jahr Fridays for Future zeigt Durchhaltevermögen. Und wir möchten dazu aufrufen, dies zu würdigen, Visionen mitzuentwickeln und dann auch umzusetzen. Wann, wenn nicht zu Beginn einer neuen Dekade? Los geht’s!