Advent Advent… die Erde brennt – Tipps für eine nachhaltige Weihnachtszeit

Spürt ihr ihn schon, den Konsumsog? Die Weihnachtszeit ist eine der umsatzstärksten für den deutschen Einzelhandel. Während das ein oder andere Gemüt noch von der Klimakrise betrübt ist oder noch das Kribbeln der letzten Fridays for Future Demo spürt, jagen andere seit dem Black-Friday mit Wunschzetteln in der Hand die trüben Gedanken fort. Die besten Angebote von Adventskalendern und Weihnachtsgeschenken haben ab jetzt Priorität in vielen Köpfen.

Wie schon unsere 7 Tipps im vergangenen Jahr, fassen wir uns auch in diesem Jahr ein Herz und möchten euch ein paar Tipps und Ideen für eine umweltfreundlichere Weihnachtszeit mit in die Stiefel stecken.

1. Weihnachtsbaum Alternativen

Zum traditionellen Weihnachtsfest gehört natürlich der Weihnachtsbaum. Jährlich werden etwa 30 Millionen Bäume ihrem Lebensraum entrissen und in deutschen Wohnzimmern herausgeputzt. Davon werden mehr als 2 Millionen Bäume extra importiert (Angaben nach Statista 2019). Das dies in der Zeit des Baumsterbens keine gute Bilanz darstellt, fällt auf. Aber ja, der Weihnachtsbaum verzaubert alle Jahre wieder.

Lebendige Bäume statt Plastik
Lebendige Weihnachtsbäume aus nachhaltiger, ökologischer Bewirtschaftung sind eine Überlegung wert. Paderbäumchen bieten diese beispielsweise zum Mieten sowie zum Kauf. Auch in regionalen Baumschulen können lebendige Nadelbäume im Topf erworben werden. Vielleicht reicht es aber auch, ein paar Äste und Zweige hübsch zu dekorieren. In jedem Falle sollte sich das Weihnachtsbaumliebende-Klientel über faire Bäume informieren. Faire Alternativen sind auf dem Markt zunehmend vertreten, wobei der Plastikbaum definitiv nicht dazu gehört. Anstatt der Versuchung zu unterliegen, einen Baum in die eigenen vier Wände zu holen, wäre eine Baumspende (etwa beim Bergwaldprojekt, plant for the planet oder weitere) ebenfalls eine sinnvolle gute Tat zum Weihnachtsfest oder auch ein Geschenk mit Hintergedanke.

2. Geschenkideen

Geschenke sind heutzutage meist materielle Konsumgüter. Diese haben einen großen Stellenwerte zum Weihnachtsfest eingenommen. Weihnachten ist das Fest der Liebe und Besinnlichkeit und ruft zum Geben und Teilen auf. Wir geben und teilen heutzutage viel – allerdings vorwiegend auf sozialen Medien anstatt im realen Leben. Wer Abstand zu kommerziellen Geschenken und dem schönen Schein nehmen will, kann seiner Kreativität freien Lauf lassen. Etwa mit einer selbst zusammengestellten Playlist oder selbstgebastelten Gutscheinen für Unternehmungen, denn das Wertvollste und Beste nicht materielle Geschenk ist und bleibt: Zeit.

Gemeinsame Aktivitäten verschenken
Gemeinsame Aktivitäten wie Besuche im Theater, ein wöchentliches Treffen im Yoga-Studio, die Bewirtschaftung eines Gemüsebeets im Gemeinschaftsgarten, ein gemeinsamer Kochabend anstatt einem neuen Kochbuch, ein kulinarischer Ausflug in ein lokales vegetarisches Restaurant oder einfach ein entspannter Tag in trauter Zweisamkeit (oder Mehrsamkeit) bereichern und beglücken uns doch häufig am meisten und längsten.

Do it yourself
Spenden für Umwelt- oder Sozialprojekte, eine Bienenpatenschaft oder ein selbstgebautes Insektenhotel können das Herz der/s liebsten Weltretterin/s höher schlagen lassen. DIY Geschenke sind, unserer Meinung nach, immer noch die tollsten. Selbstgemachte Armbänder, Pralinen, Backmischungen, Naturkosmetik, Deko aus Naturmaterialien, ein Fotobuch oder recycelte Neukreationen wie z.B. alte Bettwäsche zu Gemüsesäckchen umnähen, sind liebevolle, kreative Ideen, die leicht umsetzbar sind.

Fair und nachhaltig kaufen
Wenn im Alltag nicht viel Zeit für Bastelei bleibt, bietet der Markt eine Unmenge an nachhaltigen Geschenkideen. Hier eine kleine Auswahl zur Inspirationen:

  • Utensilien für den nachhaltigeren Alltag wie z.B. Trinkflaschen aus Glas, Bambus-Zahnbürsten, Kaffebecher to-go oder wiederverwendbare Glas-/Metalltrinkhalme
  • fair produzierter Schmuck aus Handarbeit (Hersteller/innen aus Deutschland finden sich beispielsweise im Angebot des online Shops Avocadostore)
  • Leckerein von Gepa, dem lokalen Biomarkt oder Weltladen
  • eine neue Yogamatte für die/den liebste/n Yogi/ni (z.B. von CorkYogis, die sich neben einer fairen Produktion für das Empowerment von Menschenhandel-Überlebenden engagieren)
  • Bio-Gewürze und Tees z.B. von SoulSpice
  • Produkte zur Aromatherapie z.B. von Primavera
  • klassische Gutscheine für den Verpackungsfrei-Laden oder das Bio-Mode-Geschäft
  • Bücher zum nachhaltigen Leben und Reisen (bezogen über den lokalen Buchladen ums Eck oder von fairen Onlineshops anstatt von amazon)
  • einen neuen Jahreskalender (z.B. Grüner Faden oder Ein Guter Plan)
  • nachhaltige Kleidung (z.B. ein Shirt von Tellavision, eine Hilfsorganisation und Modelabel für Menschenrechte)
  • oder verschenkt Licht mit dem Solar betriebenen Sonnenglas

Die Ideen für Geschenke sind schier endlos, erst recht sobald der Dschungel der Internetsuche betreten wird.

Unkompliziert und persönliche Geschenke machen in manchen Fällen jedoch mehr her als etwas Gekauftes. Verschenkt beispielsweise einen Teil von euch selbst in Form eures Lieblingsbuchs oder diesen einen Schal der einer/m Freund/in so gut gefiel. Der/Die Empfänger/in freut sich garantiert über diese individuelle kleine Aufmerksamkeit. Auch die vielen Secondhand Shops bieten die Möglichkeit einzigartige Geschenke zu finden, hierzu bedarf es jedoch einige Zeit und Motivation zum Kramen.

3. Geschenke verpacken

Sind die Geschenke endlich zusammengestellt, geht es zum nächsten Schritt vor dem Fest: dem Geschenkeverpacken. Während bunt bedrucktes Geschenkpapier häufig nur einmalige Verwendung findet, können wir uns von der japanischen Kunst des Verpackens inspirieren lassen. Habt ihr schonmal von Furoshiki gehört? Einfache, quadratische Baumwolltücher bunt bedruckt, gefärbt oder aus einfachem Leinen die hübsch um das Geschenk verknotet werden, stellen eine nachhaltige und wiederverwendbare Verpackungspapieralternative dar. Eine Anleitung zum wickeln und Knoten findet ihr hier.

Wer nicht auf Papier verzichten möchte kann auch schicke Verpackungen mit unbedrucktem Packpapier oder (selbst bemaltem/bedrucktem) Zeitungspapier kreieren. Eine Schleife mit Naturschnur und einem grünen Zweig vom Wegesrand dazu, fertig ist das Weihnachtsgeschenk.

4. Weihnachtsschlemmerei

Sind die Geschenke verpackt und unter der Weihnachtsbaum-Alternative abgelegt, fehlt nur noch die weihnachtliche Schlemmerei. Die Pflege des Winterspecks ist schließlich auch zeitintensiv, vor allem in der Küche. Der Einfluss unserer Ernährung auf das Klima rückt zunehmend ins Bewusstsein und die Küchen unserer Lebenswelten – auch in der Adventszeit. Wie sich wohl unsere Enkel im Jahr 2050 zu Weihnachten verköstigen? Nun, hoffentlich und wahrscheinlich umwelt- und tierethisch gerecht, also überwiegend vegetarisch bzw. vegan.

Wer jedoch nicht auf Fleisch verzichten will, wählt dieses bitte mit Bedacht. Regional, lokal vom Bio-Hof und Fleischer anstatt der Supermarkt-Kette haben zwar ihren Preis, sind jedoch hinsichtlich ihrer auch geschmacklichen Qualität, der Erzeugung, Verarbeitung und Tierhaltung gegenüber kommerzieller Massentierhaltung und ihren globalen Auswirkungen zu bevorzugen. Ein Leben wird für den Braten trotzdem genommen und wieviel dies wert ist, lässt sich endlos diskutieren. Weihnachten als Fest der Liebe könnte sogesehen auch die Tiere einbeziehen und zwar nicht nur das liebe Haustier – warum nicht ein bisschen Liebe für alle? Auch ProVeg ruft in diesem Jahr unter dem Motto Rettet die Gans zu einem vegetarisch/veganem Festschmaus auf. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Traut euch, etwas neues auszuprobieren!

Probier’s mal ohne Tierleid
Plätzchen können beispielsweise am einfachsten ohne jegliche Tierprodukte gezaubert werden. Tauscht Butter gegen pflanzliche Margarine, Milch gegen Hafermilch und anstelle eines Ei‘s tut es auch 1 Löffel Sojamehl oder Apfelmus (Alternativen finden sich hier).

Im Rotkraut passt auch Rauchsalz gut und macht Speck überflüssig, dazu Klöße und ein Nussbraten? Es lohnt sich die traditionellen Gaumenfreuden durch pflanzliche Schlemmerein zu erweitern, zu ergänzen oder ganz konsequent auszutauschen. Das Internet beherbergt mittlerweile Unmengen an Rezeptideen von Blogger/innen, Organisationen wie ProVeg oder Peta, lasst euch inspirieren.

Wenn Liebe also durch den Magen geht… geht Nachhaltigkeit dann durchs Herz?! Wenn wir unsere Liebe und Mitgefühl zur Weihnachtszeit über uns selbst sowie die eigene Familie hinaus erweitern und auch die Landwirt/innen, die Hersteller/innn unserer Geschenke und Lebensmittel, die Tiere die für unser Essen gehalten und getötet werden, die Landschaften die diese Güter passieren, bedenken, werden wir wohlmöglich achtsamer und handeln entsprechend im Wohle der planetaren Gemeinschaft.

Die Welt so zu gestalten wie wir sie uns wünschen fängt schließlich bei uns selbst an – worauf warten wir? In diesem Sinne wünschen wir euch allen eine zauberhafte, besinnliche und fröhliche Weihnachtszeit!