So war TUTAKA in Dresden

Bei einem Workshop zum Dresdner Müllmanifest im Kunsthaus Dresden lernte unsere Projektkoordinatorin eine Referentin von TUTAKA kennen. Weil der Ansatz von TUTAKA uns gefiel, stellten wir die Agentur im Netzwerk Grüne Stadt vor. Auf gemeinsame Initiative entschieden wir TUTAKA wieder nach Dresden zu holen und für Unternehmen sowie Vereine und Projekte einen Workshop zu nachhaltiger Beschaffung und nachhaltigem Storytelling anzubieten. Über den Workshop berichtet unsere Projektkoordinatorin Christine Mantu.

Am 30. Januar war es so weit. „Werte schaffen durch Nachhaltigkeit“ war der Arbeitstitel des Workshops. Dankenswerterweise durften wir die Räumlichkeiten der Stadtentwässerung kostenfrei nutzen. Circa 18 Teilnehmende hatten sich angemeldet. Mit dabei waren Vertreter/innen der städtischen Unternehmen (Stadtentwässerung, Stadtreinigung), Mitarbeiterinnen der Stadt Dresden, Vereine und Projekte mit Nachhaltigkeitsbezug sowie die Zukunftstadtprojekte aus Dresden. Eine vielversprechende Mischung von relevanten Dresdner Akteurinnen und Akteuren.

Die „Take Aways“ des „Deep Dive“ zu nachhaltiger Beschaffung

Gleich zu Beginn machte die Referentin allerdings klar: „Wenn Sie neben jemandem sitzen den oder die Sie eh öfter sehen, setzen Sie sich bitte um.“

Danach gab die Referentin, Frau Altenrath, eine kurze Einführung in die Struktur und Motivation ihrer Agentur. Zu TUTAKA gehören ebenso der Marktplatz für allerlei nachhaltige Produkte sowie TUTAKA Island als Ideenblog.

Nach der Einführung und einem kurzen historischen Abriss, in dem sie erläuterte, dass sich die Debatte um den Klimawandel erst rein wissenschaftlich vollzogen hatte, um dann in eine Nische zu rutschen, hielt Frau Altenrath fest, dass Klimaschutz inzwischen breit in der Mitte der Gesellschaft diskutiert werde.

Vom Fußabdruck zum Handabdruck

Wie geht man vor, wenn man seinen eigenen Impact als Unternehmen oder Verein verändern möchte? Zunächst gilt es, den eigenen Handabdruck anzusehen. Anstatt nur das ein bisschen besser zu machen, was vorher nicht so gut geklappt hat, können wir auch versuchen die positiven Dinge, die wir eh leisten zu erfassen, wertzuschätzen und noch besser zu machen.
Der Handabdruck ist ein innovativer und ganzheitlicher Ansatz, welcher es ermöglicht, ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeitswirkungen von Produkten bewertbar, messbar und kommunizierbar zu machen. Der bestehende Ansatz des Fußabdrucks ist auf negative ökologische Auswirkungen von Individuen, Organisationen oder Ländern fokussiert. Der Handabdruck soll demgegenüber den gesellschaftlichen Mehrwert bzw. positive Nachhaltigkeitswirkungen von Produkten erfassen, messen und bewerten sowie die soziale und ökonomische Dimension in die Betrachtung einbeziehen. Während der weit verbreitete Fußabdruck also metaphorisch eingesetzt wird, um eine negative Belastung darzustellen, symbolisiert der Handabdruck das positive, gestalterische Management und das gezielte Steuern hin zu einer nachhaltigen Entwicklung.

Mehr zum Handabdruck.

Ecoist light oder heavy?

Der Ecoist ist ein Neologismus aus den Wörtern Ego und Eco. Es geht nicht darum die schärfste Gegenthese zu Konsum und Marktwirtschaft zu finden. Vielmehr geht es um Konsum mit echtem persönlichen Mehrwert und mit einem positiven Handabdruck. Dafür muss aber auch die Zielgruppe definiert werden. Zielgruppen lassen sich unterteilen in den Ecoisten light, medium und heavy.
Die Bedürfniss der Typen sind unterschiedlich. Während es dem Ecoisten light nicht um Zahlen und Fakten oder tiefe Informationen geht, muss für den Ecoisten Heavy ein konkretes Fundament unter der Oberfläche transparent zu finden sein. Für eine Fassade reicht ein Einblick in unsere Werte, allerdings muss dieses immer mit konkreten Zielen und Verpflichtungen untermauert sein. Immer mehr Konsument/innen ist nicht nur die Oberfläche wichtig sondern achten sie zunehmend auf Lieferketten und Produktionsbedingungen. Konkret bedeutet das: Es braucht nicht den gesamten Nachhaltigkeitsreport auf der Startseite als PDF – sondern eher eine kurze, prägnante Botschaft (auch in Bildsprache) – dennoch sollte dieser verfügbar sein und für den „Ecoisten heavy“ leicht zugänglich gemacht werden.

#futopia

Wie wünschen wir uns unsere ideale Zukunft? Jede und Jeder sollte zur Anregung der Kreativität eine kleine Zukunftsutopie in Form eines Tweets formulieren. Diese durften wir dann einander vorstellen. Hier einige Beispiele:

„Konventionell ist teurer als „Bio“.“

„Bahn, ÖPNV, Rad- und Fußverkehr sind jetzt die schnellste und günstigste Möglichkeit den Arbeitsplatz zu erreichen“

„Seit einen Jahr stand kein Auto mehr auf einem Radweg, den ich benutzen wollte.“

„Bildung zum nachhaltigen Leben beginnt bereits in der Kita“

Die meisten Utopien gingen in eine ähnliche Richtung: sauberer Verkehr, saubere und grüne Städte, nachhaltige Ernährung. Mit diesen Visionen kann die Zukunft gerne kommen.

Deep Dive „Nachhaltige Beschaffung“

Bei nachhaltiger Beschaffung geht es darum insbesondere die Lieferketten zu betrachten. Natürlich kann nicht jedes Produkt genau verfolgt werden. Aber wie wäre es wenn zunächst ein Kriterium fokussiert und hinterfragt wird, wie beispielsweise „Stärkt die Ressource die ich nutze die Lokale Wirtschaft?“. Was kann zukünftig von Lieferanten aus der Umgebung bezogen werden? Kann ich meinen Zulieferen Signale senden und so eine Nachfrage generieren?

Nachhaltige Beschaffung funktioniert gegenwärtig vor allem Gate to Gate. Das bedeutet, dass Produkte nachhaltig hinter den Toren eines Unternehmens erzeugt werden, der weitere Prozess im Sinne der Nachhaltigkeit außerhalb der Unternehmenstore jedoch nicht weiter betrachtet wird. Um tiefer in die Materie einzutauchen gibt es bereits ein nachhaltiges Instrument der EU EMAS oder mit ISO 14001 – Umweltmanagementsystemnorm einen weltweit akzeptierten und angewendeten Standard für Umweltmanagementsysteme. Die Norm wurde 1996 von der Internationalen Organisation für Normung veröffentlicht und zuletzt im Jahr 2015 novelliert.

Zweiter Deep Dive: Nachhaltiges Storytelling

Zum nachhaltigen Storytelling war vor allem die eigene Kreativität gefragt. Am Beispiel „nachhaltiges Stadtfest“ konnten wir Teilnehmende uns mit unseren eigenen Vorurteilen und Klischees konfrontieren. Wichtig ist es entweder Klischees im Storytelling zu vermeiden, um eben nicht nur die eigene Blase sondern auch den sogenannten „Ecoisten light“ zu erreichen, oder Klischees ganz bewusst, überzogen und humorvoll einzusetzen.

Hier eine kleine Auswahl:

Von „Hippies“ über „Küfa“, „Lagerfeuer“, „Langweiligen Infoständen“, „Alle kennen sich, ist ja eh in der Neustadt“, „Fahrradkino“, „Kuchenbasar“ bis hin zu „Kleidertausch“ und „Lastenrädern“ kamen ziemlich viele Klischees zusammen.

Klischees sind normale Vereinfachungen der Welt. Aber es geht es darum diese zu erkennen und zu reflektieren.
Aus diesen Klischees können im nächsten Schritt disruptive Thesen entworfen werden, an denen wir weiter arbeiten können. Wie wäre zum Beispiel ein Stadtfest bei dem sich niemand kennt? Was müsste man tun? Wie kann man langweilige Infostände spannend gestalten?
An solchen Thesen arbeiteten wir in Kleingruppen. Das Ergebnis waren kreative Ideen und ein gesteigertes Problembewusstsein für das Thema.

Die Evaluation zeigt uns ein positives Feedback und als Feed Forward nehmen wir mit, dass ein großes Interesse an Vernetzung und Beschäftigung mit diesem Thema besteht. Workshops in dieser Art möchten und werden wir in der zweiten Jahreshälfte erneut organisieren.

Wir danken Frau Althenrath für den tollen, lehrreichen und kreativen Tag. Wir haben viel mitgenommen.