Mobilität in der Zukunftsstadt Dresden

Da ist was in Bewegung: Zur Podiumsdiskussion mit dem Thema Mobilität in der Zukunftsstadt Dresden kamen am 03. April etwa 60 interessierte Dresdnerinnen und Dresdner im Veranstaltungsraum des DREWAG-Treff im World Trade Center zusammen. Zum Podium eingeladen waren

Julia Leuterer stellt die Podiumsgäste und die Veranstaltung als Teil der Zukunftsstadt-Ausstellung vor
Foto: Theresa Zakrzewski

Die Podiumsdiskussion fand begleitend zur Ausstellung „Zukunftsstadt Dresden – Visionen und Projekte“ im DREWAG-Treff statt und ist Teil des Rahmenprogrammes zum Tag der Erneuerbaren Energien in Dresden.

Mobilität ist sowohl auf dem Land als auch in der Stadt ein omnipräsentes Thema. Mit der Klimakrise und der immer weiter voranschreitenden Verdichtung von Städten gibt es viele Fragen zu klären. In welche Richtung soll sich die Stadt Dresden im Bereich Mobilität zukünftig entwickeln? Welche Trends und Pläne gibt es und welche führen in Richtung nachhaltige Mobilität? Bleibt das Auto weiterhin das dominierende Verkehrsmittel oder wird der Umweltverbund mit ÖPNV und Fahrrad gestärkt und ausgebaut? Wie geht es mit der Elektromobilität in unserer Stadt voran und wie spielt Digitalisierung hier hinein? Wie kann die Bevölkerung in diesen Wandlungsprozess einbezogen und mitgenommen werden?

Mit diesen und weiteren Fragen wurden die Podiumsgäste unter Moderation durch Julia Leuterer von der Lokalen Agenda Dresden konfrontiert. Auch das Publikum beteiligte sich rege an der Diskussion.

Dr. Markus Egermann vom Projekt TransVer am Leibnitz Institut für Ökologische Raumentwicklung
Foto: Theresa Zakrzewski

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Podiumsgäste wurde einführend die Frage geklärt, warum eigentlich eine sogenannte Verkehrswende nötig ist und wie diese aussieht. Markus Egermann wusste hierauf eine klare Antwort. Im Projekt TransVer beschäftigt er sich mit genau dieser Herausforderung, die Stadt verbrennungsmotorfrei zu gestalten. Seiner Meinung nach lässt sie sich nur durch einen Systemwechsel meistern. Menschliche Siedlungstrukturen wurden jahrzehntelang auf das Auto als zentrales Verkehrsmittel aufgebaut und ausgelegt. Entsprechend schwierig ist es, in diesem auf das Auto fokussierte System Änderungen vorzunehmen, die andere Mobilitätsprinzipien in den Vordergrund stellen. Hier ist ist ein grundlegender und langfristiger Wandel nötig. Das neue System muss technologie- und pfadoffen bleiben, damit es sich nicht wieder festfährt. Dass die Verkehrswende kommen muss, stand für alle Podiumsteilenehmer/innen fest. Lärm- und Luftbelastung, Verkehrsunfälle, Klimaschädigung und fehlender Platz in den Großstädten sprechen für sich.

Jacqueline Griesbach vom Zukunftsstadtprojekt „Woche des guten Lebens“
Foto: Theresa Zakrzewski

Das Zukunftsstadt-Projekt „Autofreie Zukunftsstadt – Woche des guten Lebens“ möchte austesten, ob und wie die Reduzierung von motorisiertem Individualverkehr in der Praxis funktionert. Für eine Woche soll der Stadtteil Äußere Neustadt nahezu autofrei werden. Jacqueline Griesbach betont dabei, dass natürlich Zugänge für Lieferfahrzeuge, Notdienste und Einzelpersonen, die zwangsläufig ein Auto nutzen müssen, bestehen bleiben. Das Reallabor will Erkenntnisse sammeln über einen Alltag mit weniger Autos, vorallem den Umgang mit dem plötzlich wieder nutzbaren Raum, weil der ruhende Verkehr entfällt. Erst diese frei gewordene Räume ermöglichen die Schaffung anderer Mobilitätsstrukturen. Diese Erfahrungen können dann für eine Umsetzung in größerem Stil genutzt werden.

Carsten Wald für den Bereich Elektromobilität von der DREWAG / Enso
Foto: Theresa Zakrzewski

Auch Carsten Wald von der DREWAG betont, dass man die Autos in erster Linie in der Innenstadt reduzieren will. In diesem Bereich besteht eine hervorragende Infrastruktur für öffentliche Verkehrsmittel, sodass der Bevölkerung ausreichend Alternativen zur Verfügung stehen. An mehreren sogenannten MOBI-Punkten, mit dessen Auf- und Ausbau sich Herr Wald befasst, können Reisende bereits bequem zwischen Elektroauto, Leihfahrrad und ÖPNV wechseln, um bestmöglich mobil zu sein. So zum Beispiel am Pirnaischen Platz, wo letzten September der erste MOBI-Punkt feierlich eröffnet wurde. Multimobil, also mit dem jeweils passenden Gefährt unterwegs zu sein, ist das erklärte Ziel. Natürlich müssen für ländliche Regionen andere Lösungen gefunden werden als in der Stadt. Es ist keinesfalls das Ziel, die betreffenden Orte und Gemeinden abzukapseln. Aufgrund der größeren Distanzen wird auf dem Land auch weiterhin das Auto als Fahrzeug von großer Bedeutung bleiben. HIer ist das Ziel, diese Mobilität möglichst zu elektrifizieren, um den CO2-Ausstoß zu senken und das ÖPNV-Angebot z.B. durch höhere Taktzahlen und ein einheitliches Verbundticket attraktiver zu machen.

Sven Lißner von der Professur für Verkehrsökologie der TU Dresden
Foto: Theresa Zakrzewski

Aber wie kommt es nun zu den Veränderungen? Sven Lißner beschäftigt sich mit der Erfassung des Fahrradverkehrs in Dresden und bestätigte, dass man bereits genau weiß, was sich aus welchen Gründen ändern muss und das bestimmte Maßnahmen unausweichlich sind. Er sieht ein Umsetzungsdefizit. Die politische Willensbildung in der Bevölkerung sorgt noch nicht für genug Druck bei der Stadtpolitik und -verwaltung. Mehr politische Emanzipation, zum Beispiel durch die Teilnahme an Wahlen und Demonstrationen, sind sehr wirkungsvoll. Auch die Änderung des persönlichen Mobilitätsverhaltens ist ein wirksames Mittel.

Am Ende des Abends konnten sowohl einige Irrtümer aufgedeckt als auch praktische Handlungsempfehlungen gegeben werden. Jetzt müssen wir es in die Hand nehmen und die Zukunfts unserer Mobilität selbst gestalten.

Hier können Sie sich die vollständige Veranstaltung ansehen:

Vielen Dank für Film und Bilder an Theresa Zakrzewski und Volker Bellmann.