Die Lokale Agenda bei der 18. Jahres­konferenz des RNE

Eindrücke von unserer Projektkoordinatorin Christine Mantu

„Die Nachhaltigkeitsziele sind das best gehütetste Geheimnis der Bundesrepublik Deutschland“ , so die Einschätzung der ehemaligen Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Diesen Montag fand die 18. Jahreskonferenz vom Rat für nachhaltige Entwicklung (RNE) im Berliner Tempodrom statt. Unsere Projektkoordinatorin Christine Mantu war mit Karl Kretschmer, Geschäftführer von Permagold vor Ort und teilt mit uns einige persönliche Eindrücke:

mit Karl Kretschmer von Permagold

Bei der Jahreskonferenz des RNE stand das Peer Review, ein internationales Gutachten, das die vorgelegte Nachhaltigkeitsstrategie des Rates bewertet, der ausländischen Expert*innen im Fokus. Die beeindruckende Helen Clarke, ehemalige Premierministerin von Neuseeland und Leiterin der Expert*innengruppe lobte die Einzigartigkeit, ausländische Peers eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie bewerten zu lassen. Allerdings kritisierte sie es gäbe zu viele „red-flag-Indikatoren“, an denen zu erkennen sei, dass Deutschland zum Teil „off-track“ sei. Dazu gehören Faktoren, wie die Bio-Diversität, der Zustand des Grundwassers, die Erreichung der Klimaziele genauso wie der gesellschaftliche Zusammenhalt und das steigende Übergewicht der Bevölkerung. Deutschland müsse sich seiner Verantwortung bewusst sein, denn „what happens in Germany, matters globally“, so Clarke.

Helen Clarke, Marlen Thieme und Angela Merkel bei der Übergabe des Reviews

Auch für Marlehn Thieme, Vorsitzende des RNE, fällt die Bilanz ernüchternd aus: „Ohne falschen Alarmismus müssen wir feststellen: Wir haben Anlass zu großer Sorge“. Daraufhin folgte ein für mich beeindruckender Moment, der dokumentiert, dass wir zumindest bei „Ziel 5“ (Geschlechtergeschleichstellung) der SDG’s Fortschritte gemacht haben: Die Übergabe, des Peer Reviews von Helen Clarke an Angela Merkel, begleitet und moderiert von Marlehn Thieme. Drei gestaltungsmächtige Frauen auf einer Bühne. Ich empfand es als wunderbares, wenn auch längst überfälliges Bild in 2018. Ein Wermutstropfen folgt durch die eingangs zitierte Heidemarie Wieczorek-Zeul: Das bestehende Gender-Gap in Deutschland bei der Vergütung von Lohnarbeit sei nicht mehr hinnehmbar.

Die anschließende Rede der Bundeskanzlerin gab den Anwesenden zu verstehen: es geht schon so seinen Gang mit der Nachhaltigkeit, wenn auch langsamer als es sich die Meisten wünschen. Ernüchternd war auch, dass Frau Merkel in ihrer Rede einen Schwerpunkt auf die sogenannte „illegale Migration“ und den Schutz der Außengrenzen legte, ohne Bezug auf die SDG’s und die globale Wertschöpfungskette zu nehmen.

Weitere Referent*innen und Expert*innen gaben den Tag über Impulse und verdeutlicheten, dass es an jeder Stelle, im Sport, in den Medien, in der Kommunalpolitik, Nachhaltigkeitstrategien benötigt. Ulrich Sierau als Oberbürgermeister der Stadt Dortmund stach für mich besonders heraus. Unter ihm wurde die Stadt Dortmund als „Deutschlands nachhaltigste Großstadt 2014“ ausgezeichnet. Für ihn ist nachhaltige Entwicklung eine Leitlinie in jedem Bereich und eng mit Partizipation und Bürger*innenbeteiligung verknüpft. Sein Engagement verdeutlicht umso mehr, dass in Dresden in Sachen nachhaltiger Entwicklung noch deutlich Luft nach oben besteht.

Maden-Parmesan-Cracker von Sarah Wiener

Abschließend kann ich nicht umhin, von meinem persönlichen Highlight der Jahreskonferenz des RNE zu berichten: Das Catering von Sarah Wiener. Sie ist nicht nur als Fernsehköchin und Stiftungsgründerin der Sarah Wiener Stiftung sondern vor allem als Aktivistin bekannt. Sie setzt sich für regionale und saisonale Küche sowie für mehr Tierwohl in der „Nutztier“-Haltung ein. Sie beweist, dass nachhaltiges und leckeres vegetarisches Catering auch bei Großveranstaltungen möglich ist – wenn auch die Proteinquelle der Zukunft, wie auf dem Foto zu sehen, zunächst etwas gewöhnungsbedürftig erschien.

Bleibt festzuhalten: Nun müssen nach einer tollen Konferenz auch Taten folgen, denn die Zeit wird knapp wieder „on-track“ zu kommen.

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