Falls Ihr heute neben Euch ein emsiges Summen vernehmt, schaut doch mal ganz genau hin woher es kommt. Am 20. Mai ist jährlich der von der UN ausgerufene Welttag der Bienen. An diesem Tag soll die Aufmerksamkeit ganz besonders auf die essentielle Rolle von Bienen und allen anderen bestäubenden Insekten für uns Menschen auf diesem Planeten gewürdigt werden.
Das Insektensterben ist seit einigen Jahren in aller Munde, jedoch wird die Tragweite des Verlustes oftmals immer noch nicht bewusst wahrgenommen. Die Welternährungsorganisation (FAO) gibt an, dass 75% der globalen Nahrungsmittelproduktion abhängig von Bestäuberinsekten ist. Wissenschaftler:innen berechneten den monetären Wert der Ökosystemleistung durch Bestäuber weltweit und kamen auf bis zu 657 Milliarden US Dollar pro Jahr! Eine schier unvorstellbare Summe, die uns jährlich durch Bienen und andere Bestäuber geschenkt wird.
Laut einer Studie von Naturkapital Deutschland beträgt der ökonomische Wert der Bestäubung durch Insekten in Deutschland 1,1 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Jahr 2020 betrug 3,3 Milliarden Euro. Dementsprechend relevant für Volkswirtschaften ist auch die Erhaltung der Lebensräume für Insekten und andere Lebewesen des Ökosystems, die in einem engen Beziehungsgeflecht voneinander abhängig sind – darunter auch der Homo sapiens.
Besonders betroffen sind Wildbienen, die durch Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden in ländlichen Regionen kaum noch Nahrung und Lebensräume finden. Die naturnahe Gestaltung von Stadtgrün spielt daher eine zunehmend große Rolle für das Überleben von Wildbienen. Auch hier ist ein Umdenken notwendig, denn durch immer noch zunehmende Flächenversiegelung, Schottergärten, monofunktionale Rasen, einen zu ausgeprägten Ordnungssinn in Gärten und Bepflanzungen ohne Nahrungsangebot für Insekten, verhungern viele Wildbienen bei ihrer Futtersuche in der Stadt.
2021 ist außerdem das Internationale Jahr für Obst und Gemüse, ein Grund mehr, in diesem Jahr das Bewusstsein zu schärfen für den Beitrag von Insekten für die menschliche Gesundheit und Ernährungssicherheit.
Lasst uns diesen Tag also zum Gedenken nehmen, dass Naturschutz am Ende immer auch Menschenschutz bedeutet.
Was Ihr tun könnt:
- Weniger Mähen ist mehr, und vielleicht darf es statt weitläufigem Rasen ein bisschen Wiese mit heimischen Wildblumen sein?
- Pflanzt Bienenweiden und gezielt nektar- und pollenreiche Gewächse. Kräuter wie Salbei, Oregano und Thymian lassen sich nicht nur hervorragend in der Küche einsetzen, auch Bienen profitieren von deren Blüten. Dafür braucht ihr keinen Garten, auch ein Fensterbrett mit Südausrichtung bietet sich an. Gefüllte Blüten sehen zwar besonders schick aus, bieten jedoch keine Nahrung für Insekten. Wie wäre es z.B. mit halbgefüllten oder Wildrosen anstelle von Edelrosen? Noch mehr Pflanzenvorschläge findet Ihr in dieser Zusammenstellung vom BUND. Anlässlich des Weltbienentages hat der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) einen Blühkalender erstellt, den Ihr Euch hier herunterladen könnt.
- Vorsicht ist geboten bei als „bienenfreundlich“ verkauften Zierpflanzen, darunter Lavendel und andere beliebte Stauden. Eine aktuelle Untersuchung wies in vielen Fällen für Bienen hochgiftige Pestizide nach. Hier also besser zu biologisch angebauten Gewächsen greifen, oder beim lokalen Gartenbau des Vertrauens nachfragen.
- Lasst im Herbst gerne einige Pflanzenstängel stehen – Insekten können darin nisten. Zusätzlich könnt ihr Nisthilfen bauen, oder einfach altes Holz und einige wilde Ecken in Euren Gärten stehen lassen.
- Stellt im Sommer Tränken mit Wasser bereit – die Bienen nehmen den Durstlöscher gerne an. Achtet dabei darauf, Steine, Moos oder ähnliches mit reinzulegen, damit das Hilfsangebot nicht zur Falle wird.
- Informiert Euch, denn wir schützen nur was wir wertschätzen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass in Deutschland über 550 Wildbienenarten leben? Vielseitige Informationen rund um Bienen und deren Schutz findet Ihr bei Deutschland summt! sowie beim NABU und BUND.
- Falls Ihr Lust habt unter die Hobbywissenschaftler:innen und Entdecker:innen zu gehen, könnt Ihr vom 4. bis 13. Juni und vom 6. bis 15. August beim Insektensommer mitmachen.
- Seid politisch: setzt Euch mit Eurer Unterschrift für eine Agrarwende und Artenvielfalt ein und vergesst nicht, dass Ihr mit Euren Konsumentscheidungen ebenso täglich Einfluss nehmt.