Die Konsum- und Wertevorstellungen der Menschen verändern sich. Die Corona-Krise beschleunigt diesen Bewusstseinswandel in verschiedene Richtungen. Auch im Tourismus gewinnen Nachhaltigkeitsaspekte immer mehr an Bedeutung. Denn nur nachhaltiger Tourismus macht langfristig Sinn. Deswegen haben wir uns bereits im letzten Jahr auf den Weg gemacht, die Tourismusbranche auf diesem Weg zu unterstützen. Entstanden ist eine Kooperation auf Initiative der AG Wirtschaft der Dresdner Grünen, die Akteur*innen aus dem Bereich Tourismus und dem Bereich Nachhaltigkeit an einen Tisch gebracht haben, um über einen zukunftsfähigen Tourismus in Dresden zu sprechen. Schnell war klar: Wir möchten gemeinsam diesen Weg beschreiten und Dresden zu einer nachhaltigen Destination entwickeln.
Nach diesem Auftakt im letzten Jahr haben wir gemeinsam das Symposium „Tourismus mit Zukunft“ organisiert und in Folge dessen einen Stadtratsantrag für eine nachhaltige Tourismussstrategie in Dresden gemeinsam mit Grünen Stadträt*innen, dem TVDD, Dresden Marketing und Plant Values auf den Weg gebracht. Dieser wurde am 25. März 2021 vom Dresdner Stadtrat angenommen.
Ein Auftakt für Dresden Elbland
Genau einen Tag nachdem unser Antrag für nachhaltigen Tourismus in Dresden mit einer großen Mehrheit verabschiedet wurde, waren wir eingeladen, einen Auftaktworkshop zu einer Nachhaltigkeitsstrategie für den Tourismusverband Dresden Elbland – also die Nachbarn – zu gestalten und zu moderieren. Wir freuten uns über die Anmeldungen von unterschiedlichen Akteur*innen: Von der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft, über Hotelvertreter*innen, Fremdenführer*innen, Soloselbstständigen nahm ein gutes Spektrum aus der Branche an dem Auftaktworkshop teil.
Uns war es bei der Planung des Online-Workshops wichtig, die Teilnehmenden aktiv einzubeziehen und gemeinsam Ergebnisse zu generieren, die der Tourismusverband für seine weitere strategische Arbeit zum Thema nutzen kann. So sammelten wir nach einer Vorstellungsrunde die Vorstellungen und Werte, die die Teilnehmenden mit dem Begriff Nachhaltigkeit verbinden.
Nach einem Impulsvortrag von Julia Leuterer zu den globalen Krisen, Zusammenhängen und Lösungsansätzen wie den SDGs, waren wieder die Teilnehmenden gefragt zu reflektieren, was sie bereits in ihren unterschiedlichen Arbeitskontexten an nachhaltigem Handeln umsetzen und wo sie weiteren Handlungsbedarf sehen.
Vieles wird bereits getan – es ist noch viel zu tun
Und nicht nur das Elbland hat sich auf den Weg gemacht: Simone Trommer-Tiedemann von der Dresden Marketing GmbH gab uns mit einem kurzen Impuls einen Einblick in die laufenden und geplanten Nachhaltigkeitsaktivitäten des Tourismus in Dresden und verwies auf den gemeinsamen Stadtratsantrag. Nach dieser Anregung stiegen wir mit dem ersten Thema „Nachhaltige Beschaffung“ tiefer ein. Beschaffung kann einen positiven Beitrag für die regionale Wertschöpfung leisten. Zum Beispiel können touristische Dienstleister*innen im Bereich Ernährung viel tun und Lebensmittelverschwendung reduzieren, regionale Wertschöpfung fördern und die (kulinarische) Einzigartigkeiten des Zielortes den Gästen bewusst machen. Auch die Bereiche Müllvermeidung, fairer Handel und ressourcenschonende Produktion sind bei der Ausstattung der Gästezimmer, bei Werbematerialien und im Betrieb Hebel für eine nachhaltige Beschaffung.
In der ersten Aufgabensession hatten die Teilnehmenden im Anschluss die Möglichkeit, im Austausch miteinander die eigenen Beschaffungsbedarfe und bereits gegangenen Schritte zu reflektieren und mit uns gemeinsam zusammenzutragen. Auch im Bereich Beschaffung haben sich einige der Teilnehmenden bereits auf den Weg gemacht: In Kleingruppen und beim gemeinsamen Zusammentragen wurden Anregungen und Inspirationen ausgetauscht wie die Kooperation mit lokalen Produzent*innen und Dienstleistenden, die Erstellung von zeitlosen Flyern und Broschüren, und die nachhaltige Beschaffung im Büro. Als Schwierigkeit wurden dadurch z.T. höhere Preise und die Kommunikation sowie Akzeptanz dieser beim Gast genannt.
Ein Highlight für die Teilnehmenden war der Impuls von Herrn Schröter über die Nachhaltigkeitsaktivitäten des Radisson Blue Park Hotels in Radebeul. Er stellte uns die Ersparnisse in den Bereichen Wasser- und Stromverbrauch sowie eingesparte Zimmerreinigungen durch Einbeziehung der Gäste. Kleine Änderungen bringen in einem so großen Haus schnell messbare und beachtliche Einsparungen, und zwar was die verwendeten Ressourcen und die laufenden Kosten angeht. Herr Schröter ging auch auf die sozialen Aspekte wie die Vorbildfunktion der Betriebsleitung und die Einbeziehung und auch Inspiration durch die Mitarbeitendenschaft ein. Für die Teilnehmenden und uns war das ein toller Einblick und beeinhaltete viele ganz praktische Anregungen, die fleißig mitnotiert wurden.
Nicht alles was grün ist, ist nachhaltig
Nach der Mittagspause starteten wir auch gleich direkt mit dem zweiten Vertiefungsthema „Kommunikation und Storytelling“. Denn nicht nur nach innen muss eine Sprache gefunden werden, die die Mitarbeiter*innen motiviert, sondern auch die Zielgruppen müssen so angesprochen werden, dass sie für die Nachhaltigkeitsbemühungen begeistert werden. Die Umstellung auf eine grüne Website und das Bedienen von Klischees ist für die Ansprache nicht authentisch. Insbesondere diejenigen, die einen besonders kritischen Blick haben oder auch jene, die sich tatsächlich noch nicht so sehr für das Thema interessieren, wird man dadurch verfehlen.
Nach dem Impulsvortrag dazu von Christine Mantu schickten wir unsere Teilnehmer*innen erneut in Breakout-Sessions. Diesmal war Kreativität gefragt: Ein nachhaltiges Frühstück sollte zunächst besonders klischeehaft „grün“ vermarktet werden. Denn nur wenn man sich seiner eigenen Klischees bewusst wird, kann man es vermeiden diese unbewusst zu reproduzieren. Dann sollten die Teilnehmden diese übertriebenen Klischees verwerfen und andere Wege finden, Ihre Idee und die Geschichten hinterm nachhaltigen Frühstück rüber zu bringen. Auf diese Art und Weise kann eine eigene kreative, authentische und zielgruppengerechte Sprache gefunden werden.
Der Workshop hat den Teilnehmenden und uns viel Freude bereitet. Auch wir haben dazugelernt und viele Impulse mitgenommen. Wir sind begeistert vom Willen, den Ideen und dem Engagement einzelner Akteur*innen. Von diesen guten Beispielen und Vorbildern können Wissenstransfer sowie Multiplikationseffekte ausgehen – so dass andere sich noch schneller auf den Weg machen können. Wenn wir Nachhaltigkeit als das begreifen und sehen, was es eigentlich ist: Das langfristige gute Leben von unserer Mitwelt, unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft, dann werden die Ressentiments auch nach und nach entkräftet. Deswegen möchten wir uns auch mit Freude gemeinsam in diese Richtung aufmachen und Dresden und seine Region enkeltauglich und lebensfreundlich entwickeln.
Wir danken Frau Pohl vom Tourismusverband Elbland für die wunderbare Kommunikation und Koordination sowie ihr Engagement für nachhaltigen Tourismus in Sachsen.
Es war uns eine Freude und wir bleiben von Herzen gern am Thema dran.