Ein Samstag für Toleranz in Dresden.
Unsere Projektkoordinatorin Christine Mantu schildert ihre Eindrücke von der diesjährigen Tolerade und warum der Tolerave e. V. als Netzwerk noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient.
Vote and Dance for Tolerance – das Motto der diesjährigen Tolerade am 4. Mai war wie immer bewusst politisch gewählt. Diesmal lag der Fokus auf der kommenden Richtungsentscheidung für Dresden: Die Wahlen stehen vor der Tür.
Wer bei der Tolerade allerdings nur eine Party-Parade erwartete, erhielt viel mehr. Sie wird vom Tolerave e.V. mit viel Herzblut organisiert und hat über 30 Initiativen, darunter Fridays for Future, „Recht auf Stadt“, dem Gerede e. V., Mission Lifeline und vielen anderen, die Möglichkeit zu geben, sich zu präsentieren und sich mit Redebeiträgen auf den 3 Kundgebungen Gehör zu verschaffen. Ich selbst hatte die Ehre für mein ehemaliges Engagement bei IDA – In Dresden Ankommen sprechen zu dürfen.
Die Menschen versammelten sich trotz strömenden Regens zahlreich bereits zur Auftaktkundgebung am Neustädter Bahnhof. Denn bei der Tolerade geht um mehr als um Musik – es geht darum, das vielseitige Engagement in Dresden sichtbar zu machen. Es geht um ein klares Bekenntnis für welche Überzeugungen die Musikszene in Dresden einsteht. Die Akteur/innen vom Tolerave e.V. positionieren sich deutlich für ein progressives und tolerantes Dresden – Nicht nur bei der Parade.
Der Tolerave e.V. mischt sich ein und befähigt und fördert andere sich selbst laut einzumischen. Zum Beispiel unterstützt der Verein regelmäßig Fridays for Future Dresden mit Technik, Wagen und Equipment – kostenlos. Auch bot er in Vorbereitung auf die Redebeiträge Sprechtrainings am Mikrophon für unerfahrene Redner/innen an. Mit dem Projekt „unity in diversity – Vielfalt vereint“, gefördert durch das Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen“ beginnen nun auch Workshops und Schulungen zu Antidiskriminierungsarbeit in Bildungseinrichtungen und Schulen.
Was früher als nischige Subkultur wahrgenommen wurde, ist nun zu einem sichtbaren, zivilgesellschaftlichen und integrativen Knotenpunkt geworden – und diesen Hebel wollen sie auch weiterhin nutzen.
Themen wie Wohnen, Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Inklusion aber auch Freiräume sollten auf der Tolerade eine Bühne erhalten. Das war von Beginn an eine klare Ansage der Organisator/innen. Die Vorbereitungsplena dienten nicht nur der Organisation der Parade sondern konstituierten sich bald als Vernetzungsplattform für ganz unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Akteur/innen, die ein Ziel verbindet: einen Beitrag zu leisten, um ihre Stadt aktiv mitzugestalten. Viele neue Kontakte wurden geknüpft, viele Synergien gefunden und vieles gemeinsam für die Zukunft gesponnen.
80 Initiativen und Crews konnten auf den 17 Wägen ihre Botschaft in kreativer Art und Weise setzen. Zum Peak der Parade, beim Zusammentreffen mit Herz statt Hetze und der Parade der Vielfalt am Postplatz zählten die Organisator/innen 10.000 Teilnehmer/innen. Nun schien auch Petrus sich zu erbarmen und öffnete den Himmel für strahlenden Sonnenschein.
Mit den 5 rappelvollen Abendveranstaltungen und über 4000 Besucher/innen konnten die Kosten für die Parade gedeckt werden. Alle Einnahmen werden an Initiativen in Dresden gespendet. Selbst alle Künstler/innen spenden ihre Gage.
Die Tolerade 2019 verdeutlicht uns einmal mehr, was wir gemeinsam auf die Beine stellen können, wenn wir miteinander in einen Austausch kommen. Akteur/innen, die bisher keine Berührungspunkte hatten, kamen für einen nachhaltigen Schulterschluss von Musikszene und Zivilgesellschaft zusammen. Denn uns verbindet eins: wir arbeiten alle auf unterschiedlichen Ebenen für ein nachhaltiges, vielfältiges, tolerantes Dresden, in dem wir nicht nur tanzen und tanzen lassen sondern uns auch dafür einsetzen, dass andere in unserer Stadt weiter tanzen können.
Der Vorsitzende des Tolerave e.V. Malte Bludau fässt es wie folgt zusammen: „Die Tolerade ist mehr als nur eine Parade. Sie zeigt, was Menschen bewirken können, wenn sie ein gemeinsames Ziel verfolgen. Gemeinsam für eine tolerante, offene und bunte Gesellschaft. Bass statt Hass!”