Die Lokale Agenda schloss sich im Rahmen der HINGESEHEN Filmreihe mit dem Umundu-Festival 2021 zusammen und organisierte im GEH8 in Pieschen eine Filmveranstaltung zu Kiss the Ground mit anschließendem Podiumsgespräch.
Das diesjährige Thema des 13. Umundu-Festivals war „Klima des Wandels“. Unsere Projektkoordinatorin Mai Trinh hat neben der Konzeption und Organisation der Veranstaltung ebenso am Gespräch teilgenommen als Vertreterin des Ernährungsrats Dresden und Region. Die weiteren Gäste waren Julia Mertens von deinHof solidarische Gemüsekoop Dresden sowie Rüdiger Kempe, Landwirt des Familienbetriebs Kempe aus Dittersdorf (Erzgebirge). Moderatiert wurde das Gespräch durch Manuela Jacobs vom Landesverband Nachhaltiges Sachsen e.V..
Die Vertreter:innen der beiden landwirtschaftlichen Betriebe zeigten Einblicke in ihre Arbeitsweisen und ihren Umgang mit Böden, insbesondere in Hinblick auf den Klimawandel. So wurde schnell klar, dass biologische Anbauweisen und konventionelle Landwirtschaft nicht zwingend Gegenpole sind, sondern dazwischen vielfältige Ausprägungen möglich sind. Wir erfuhren von ökonomischen Hürden der Bio-Zertifizierung und Weiterentwicklung insbesondere kleiner Betriebe (u.a. aufgrund nicht verfügbarer oder bezahlbarer Flächen), aber auch von vielseitigen Maßnahmen, die bereits durchgeführt werden und nicht in das Schwarz-Weiß-Bild passen, welches der Film in manchen Teilen erzeugte.
Mai Trinh erweiterte die Perspektive um die Rolle des Zustandes sowie der Nutzungsweise von Böden im urbanen Raum und zeigte den Handlungsspielraum der Stadtbevölkerung auf. Sie stellte außerdem den aktuellen Essbare-Stadt-Prozess in Dresden vor, der eine Schlüsselrolle einnehmen könnte, um den Themen Bodennutzung und nachhaltige Landwirtschaft eine Bühne zu geben und möglichst viele Menschen dafür zu sensibilisieren. Durch die Vernetzung und Zusammenarbeit von Akteur:innen aus Politik, Verwaltung, Unternehmen und Zivilgesellschaft soll somit die nachhaltige Entwicklung Dresdens vorangetrieben und die Verbindung zwischen Stadt und Land gestärkt werden (Informationen zum aktuellen Prozess hier).
Im Kern waren sich alle einig, dass eine möglichst regionale Versorgung und der direkte Bezug zu unseren Lebensmitteln entscheidend ist für eine Ernährungswende und dem Umgang mit dem Klimawandel – auch aus nicht biozertifizierter Landwirtschaft. Besonders viele Fragen aus dem Publikum richteten sich an Rüdiger Kempe, der spannende sowie gut nachvollziehbare Einblicke in seine Arbeitsweisen teilte.
Der Film wurde von einigen Zuschauer:innen dafür kritisiert, Dinge zu vereinfacht, und deswegen nicht korrekt darzustellen. Den Podiumsteilnehmenden hat er dennoch gut gefallen – er hinterlässt das positive Gefühl, dass es umsetzbare Lösungen gibt, und verschiedene Menschen bereit für den nötigen Wandel sind bzw. bereits entsprechende Wege gehen. Er gibt in gewisser Weise Bestätigung, dass man selbst vielleicht schon ein gutes Stück des Weges in die richtige Richtung zurückgelegt hat und motiviert, weiterzumachen.
Bei all der berechtigten Kritik sollte am Ende nicht vergessen werden, dass es sich um keine Fachreportage handelt, sondern eine Form des Edutainments, mit dem Ziel unterhaltsam aufzuklären. Durch die Mitwirkung von populären Schauspieler:innen und die aufwendige Produktion spricht er vor allem auch Menschen außerhalb der „Nachhaltigkeitsblase“ an, Menschen, die sich bisher vielleicht noch nie mit dem Thema Boden beschäftigt haben. Der US-amerikanische Stil mag ebenso Geschmacksache sein. Wir freuen uns jedoch, wenn sich durch den Film angestoßen weitere Menschen auf den Weg machen, sich mit der heutigen Landwirtschaft und der eigenen Ernährungweise zu beschäftigen. Jede inhaltliche Kritik ist wünschenswert, denn sie zeigt ein bereits gesteigertes Bewusstsein zur Problematik und eine vorangegangene Auseinandersetzung mit den Themen. Für alle, die nicht dabei sein konnten: Der Film ist momentan übrigens auf Netflix verfügbar.
Ihr wollt euch weiter einbringen? Der Ernährungsrat Dresden freut sich über Interesse und Mitwirkung an der Gestaltung eines regionalen nachhaltigen Ernährungssystems: kontakt@ernaehrungsrat-dresden.de