Geh mit! ist das Motto der Europäischen Mobilitätswoche 2019. Wie auch in den Vorjahren ist das Team der Lokalen Agenda Dresden mit eigenen Veranstaltungen dabei. Gemeinsam wollen Geschäftsführerin Julia Leuterer und Projektkoordinatorin Christine Mantu aufmerksam machen auf verschiedene Formen des Unterwegs seins und für die Verkehrswende werben. Das gesamte Programm gibt es hier.
Wie sind wir am liebsten mobil?
Christine: Ich bin täglich mit dem Fahrrad unterwegs. Das geht meistens am schnellsten und ist für mich die nötige Bewegung am Tag. Allerdings wünsche ich mir sicherere Radwege. Wenn das tägliche Radfahren einen immer wieder in Gefahrensituationen bringt, mindert es die Freude am Fahrradfahren. Für Strecken außerhalb der Stadt nehme ich auch schonmal die Bahn.
Julia: Von Frühling bis Herbst fahre ich meist mit dem Fahrrad, auch weil ich das Fahrrad leicht in Bahn, Bus und S-Bahn mitnehmen kann und so noch flexibler bin. Wenn ich Zeit habe, nutze ich den Elbradweg und gehe auch mal in der Elbe baden zur Abkühlung. Im Winter schätze ich die Verbindung mit der Bahn und habe dort Zeit um auf dem Arbeitsweg zu lesen und Musik zu hören. Wenn wir z.B. im Ehrenamt mal etwas mehr transportieren müssen, nutzen wir Lastenräder oder ein TeilAuto.
Was hat die Lokale Agenda Dresden mit der Mobilitätswoche zu tun?
Julia: Die Lokale Agenda für Dresden nimmt als Verein eine besondere Stellung in der Stadt ein. Mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen haben wir die Aufgabe, die nachhaltige Entwicklung in Dresden voranzutreiben. Dafür vermitteln wir als Netzwerkknoten vor allem Kontakten, Beratung, Bildungs- und Dialogangebote, Informationen und Moderieren unterschiedliche Interessen. Dabei versuchen wir eine Brücke zu bilden zwischen bürgerschaftlichem Engagement, Wirtschaft, Politik und Stadtverwaltung.
Christine: Das Thema Mobilität spielt für uns eine zunehmend große Rolle. Der Verkehr ist mit 16 % an unserem Klimabudget ein entscheidender Faktor. Auch unsere Mitglieder, vor allem die städtischen Unternehmen, treibt das Thema um. Dresden kann nur nachhaltiger werden, wenn wir auch die Wirtschaft mitnehmen. Städtischen Unternehmen sind bei uns Mitglieder und gemeinsam bringen wir die Themen der Nachhaltigkeit direkt in ihre Unternehmen hinein. In dem von uns koordinierten Netzwerk „Grüne Stadt“ diskutieren wir gemeinsam Themen wie z.B. Jobticket, Mobilitätsgutscheine und nachhaltiges Fuhrparkmanagement. Die DVB ist Mitglied unseres Vorstandes und für uns ein besonders wichtiger Partner. Denn für die Mobilitätswende braucht es einen gut funktionierenden ÖPNV als Rückgrat des Umweltverbundes.
Was hat sich in Dresden verändert?
Julia: Die Wende in der Mobilität schreitet auch in Dresden voran. Das finden wir gut, denn die Verkehrswende ist ein zentraler Baustein zu lebenswerten Städten und mehr Klimaschutz. Da bewegt sich in Dresden einiges: Seit 2017 wird sukzessive das Radverkehrskonzept umgesetzt. Im Zuge dessen wurden neue Radverkehrsplaner/innen in der Stadt eingestellt, einige Gefahrenstellen für den Radverkehr entschärft, die Markierungen verbessert und neue Radspuren angelegt. Multimobilität, also das einfache Benutzen verschiedener umweltfreundlicher Verkehrsarten, wird in Dresden durch die MOBI-Punkte mit Ladestationen und Leihradsystemen immer einfacher. Auch durch das Wahljahr 2019 gab und gibt es zahlreiche Veranstaltungen, Gespräche und Demonstrationen für mehr Sicherheit und Flächengerechtigkeit für alle Verkehrsteilnehmer. Am 19. September wird das erste Fußverkehrskonzept für Dresden vorgestellt mit dem Ziel, die Durchgängigkeit und Qualität der Fußwege langfristig zu verbessern.
Allerdings gibt es auch noch Baustellen: Viele Ärgernisse zwischen Verkehrsteilnehmern, Fehlverhalten und auch Gefahrenstellen haben mit fehlender oder mangelhafter Infrastruktur zu tun. Da kommt man allein mit „Respekt durch Rücksicht“ nicht weiter. Wir brauchen dringend Investitionen für barrierearme Fußwege, ein sicheres, durchgängiges und schnelles Radverkehrsnetz und den Ausbau des ÖPNV. So würde Dresden seinen älteren Bewohner/innen gerecht werden und das Leben vieler junger Familien erleichtern. Und warum orientieren wir uns nicht wie Schweden an der „Vision Zero“? Ziel dabei ist, Straßen und Verkehrsmittel so sicher zu gestalten, dass keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr auftreten. Das wäre ambitioniert.
Christine: Der motorisierte Individualverkehr, sprich das private Auto, hat für uns eine klare Zukunft: Es wird klein, geteilt und elektrisch sein. Unternehmen wie Clever Shuttle, die diese Entwicklung erkannt haben, verdeutlichen, wie schnell eine Idee, deren Zeit gekommen, ist den Markt ins Wanken bringen kann. Wir sollten diese und andere Entwicklungen sozial verträglich gestalten, so dass die traditionelle Taxi-Branche nicht überrollt wird. Hier helfen keine Restriktionen gegenüber der neuen Idee, sondern die Moderation einer nachhaltigen Transformation zusammen mit allen Beteiligten.
Was is unser Beitrag zur Mobiwoche?
Julia: Wir freuen uns besonders auf die Vorstellung des Fußverkehrskonzeptes während der Mobilitätswoche als einen weiteren Baustein der Verkehrswende. Wir laden am 19. September interessierte Bürger/innen gemeinsam mit dem Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain zu einem Dialog im Gehen ein, bei dem wir gemeinsam zur Vorstellung des Fußverkehrskonzeptes im Rathaus gehen werden. Beim Parking Day am 20. September werden wir vor dem Umweltzentrum Dresden, in dem unsere Geschäftsstelle sitzt, bei Kaffee und Kuchen auf die Spielstraße aufmerksam machen.
Christine: Natürlich sind wir auch beim autofreien Tag am 22. September am Terrassenufer dabei. Uns geht es vor allem darum, dass sich die Organisationen und Engagierten der Verkehrswende besser kennenlernen und vernetzen. Deswegen werden wir die Menschen vor Ort zu einem SpeedDating einladen. So hat jede und jeder die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Vorhaben gemeinsam voranzutreiben. Außerdem werden wir eine Couch mit Kaffee vom mobilen Caféfahrrad für alle bereitstellen und bitten „Auf die Couch mit…“ relevanten Köpfen der Mobilitätswende. Wir freuen uns besonders darauf, dass wir Menschen in den Austausch mit Entscheider/innen bringen und so die Verkehrswende in Dresden noch ein paar Schritte zulegen kann.
Unsere Veranstaltungen sind:
19. September – „Dresden auf dem Weg zum Fußverkehrskonzept“ Energiedialog im Gehen
Um sicheren Fußes durch Dresden zu gelangen, braucht es ein zusammenhängendes Gehwegenetz. Gemeinsam möchten wir zur Veröffentlichung des Fußverkehrskonzeptes der Stadt Dresden zum Rathaus laufen. Zusammen mit Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain wollen wir im Gehen herausfinden, worauf es bei der Fußverkehrsplanung ankommt und welche Schritte wir in Dresden noch vor uns haben, um für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer einen sicheren und ansprechenden Weg durch Dresden zu ermöglichen.
- Start um 17.45 Uhr am DREWAG Treff im WTC, Ecke Freiberger/Ammonstraße
- Ende 18.45 Uhr am Neuen Rathaus Dresden, Dr.-Külz-Ring 19
- Teilnahme kostenfrei
20. September – Parking Day
Parkplätze nehmen viel Raum in einer Stadt ein. Was wäre, wenn man diesen anders nutzen könnte, als Autos abzustellen? Zum international begangenen Parking Day wird dies ausprobiert.
Von 16 bis 18 Uhr vor der Schützengasse 16 – 18 (Umweltzentrum) unter dem Motto „Kaffeeklatsch statt Autoquatsch“.
22. September – Autofreier Tag am Terrassenufer
Das Terrassenufer ist am 22. September von 11 bis 17 Uhr zwischen Carola- und Augustusbrücke für Autos gesperrt. Die Partner der Europäischen Mobilitätswoche laden zu Spiel, Spaß und Aktionen für Groß und Klein ein. Wir organisieren ein SpeedDating und laden ein „Auf die Couch mit…“.