Vom 23. bis 25. November fand in Frankfurt am Main der 2. Kongress zur Vernetzung der Ernährungsräte im deutschsprachigen Raum statt. Ganze 150 Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich, der Schweiz aber auch aus Holland, Dänemark und Kanada waren angereist. Eröffnet wurde die Konferenz bereits am Freitag im Museum für Kochkunst und Tafelkultur mit einem Frankfurter Abend. Grußworte kamen vom Dezernenten der Stadt Frankfurt für Personal und Gesundheit Stefan Majer, der auch zur Fair Trade Stadt Frankfurt Lobendes zu sagen wusste.
Am Samstag startete dann der eigentliche Kongress, eingeleitet von Priska Hinz, Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Hessen und Rosemarie Heilig, Dezernentin der Stadt Frankfurt am Main für Umwelt und Frauen und Schirmherrin des Ernährungsrates Frankfurt. Nach einer Videobotschaft von Olivier de Schutter, Gründer und Vorsitzender des International Panel of Experts on Sustainable Food Systems (IPES-Food), ging es los mit der Vernetzung. Ganze 28 bestehende oder in Gründung befindliche Ernährungsräte aus dem deutschsprachigen Raum stellten sich in jeweils 3 Minuten vor. Schnell wurden Ähnlichkeiten und Muster aber auch Unterschiede deutlich:
- Das Engagement zum Thema Ernährung ist allgemein sehr hoch und oft zivilgesellschaftlich getragen.
- Es fehlt ein systemischer Ansatz beim Thema Ernährung und der Relokalisierung von Versorgung.
- Das Thema gesunde, ökologische und saisonale Verpflegung von Kitas und Schulen ist oft zentral.
- Die Ernährungsräte mit einer finanzierten Koordinierungsstelle erzielen die größere Sichtbarkeit und Wirkung.
- Viele Ernährungsräte sind sich unsicher, wo und inwieweit sie Wirtschaft, Stadtpolitik und -verwaltung einbeziehen wollen, um unabhängig Veränderungen einfordern zu können.
- Die Rolle eines Ernährungsrates kann von Vernetzung und Bildungsarbeit bis hin zu Interessensvertretung reichen, je nach Akteuren und Ausgangssituation.
Nach dieser ausgedehnten und kurzweiligen Kennenlernrunde inspirierten Kenneth Højgaard vom Copenhagen House of Food und Lori Stahlbrand vom Toronto Food Policy Council die Teilnehmenden mit ihren Vorträgen. Sie berichteten von den möglichen positiven Auswirkungen eines langjährig agierenden Ernährungsrates auf Themen wie regionale Wirtschaft, Kostenersparnis für die Kommune, Gesundheit der Bürger/innen und Nachhaltigkeit.
In den folgenden Open Space Workshops am Samstagnachmittag und Sonntagvormittag wurden in unterschiedlichen Gruppen konkrete Themen von den Teilnehmenden bearbeitet. Ausgetauscht wurde sich z.B. zu mehr Vielfalt und Inklusivität in Ernährungsräten, verschiedenen Veranstaltungsformaten und einer stadtweiten Kampagne für verpackungsfreies Einkaufen und Mehrwegbecher.
Am Sonntag wurde von den Kongressteilnehmenden die Frankfurter Erklärung verabschiedet, die als Grundlage für die Arbeit der Ernährungsräte im deutschsprachigen Raum dient und auch medial verbreitet wurde. Zum Abschluss wurden bei einem geretteten Mittagessen die letzten Gespräche geführt und Kontakte ausgetauscht.
Für mich zeichnete sich der Kongress durch interaktive Methoden, Selbstorganisation, nachhaltige Beschaffung, hochkarätige Referent/innen und leckeres Essen aus – eine Freude, dabei sein zu können!
Mir fiel auf, dass bei dem Thema Ernährung viele neue und seit vielen Jahren engagierte Menschen zusammenkommen und Selbstwirksamkeit erfahren können. Die Zusammenarbeit mit den kommunalen Entscheidungsträger/innen ist beim Thema Ernährung meist kooperativ, auch wenn viele Rahmenbedingungen derzeit noch gegen eine nachhaltige und saisonale Versorgung mit Lebensmitteln arbeiten. Ernährungsräte sind angetreten, diesen Zustand zu ändern. Auch Politik kann eben durch den Magen gehen.