Dresden bleibt weiterhin Fairtrade-Town!

Dresden ist seit Mai 2017 Fairtrade-Town! Der Titel wurde nun verlängert.

Das Netzwerk Dresden fair.wandeln, das hinter dem Titel Dresdens als Fairtrade-Town steht, wird getragen durch eine Steuerungsgruppe, die sich aus Vertreteter:innen der kommunalen Verwaltung, Einzelhandel, Gastronomie, Zivilgesellschaft, Kirche, Politik und Organisationen für die Eine Welt zusammensetzt. Gemeinsam sollen fairer Handel und nachhaltiger Konsum auf lokaler Ebene gefördert werden.

Zum Tragen des Titels als Fairtrade-Town gehören verschiedene Faktoren. Dresden, als eine unter den 5 bereits bestehenden Fairtrade-Towns, hat einen eigenen Stadtkaffee, arbeitet an einem Stadtratsantrag zur fairen Beschaffung und ist in die Erneuerung des sächsischen Vergabeprozesses involviert. Insgesamt gibt es in Sachsen 5 ausgezeichnete Fairtrade-Towns und 2 Städte im laufenden Bewerbungsprozess.

Der Dresdner Stadtkaffee wird vom LadenCafe aha und dem Dresdner Großhändler F.A.I.R.E Warenhandels eG angeboten. Angebaut werden die Bohnen des Stadtkaffees von 630 Mitgliedern der Genossenschaft Tierra Nueva in Nicaragua auf einer Höhe zwischen 700 und 1.200 Metern, inmitten von Bananenstauden. Die Genossenschaft zahlt den Bauern und Bäuerinnen zertifizierte faire Löhne und wirtschaftet ökologisch. Darüber hinaus werden von der Fairhandels-Prämie Reparaturen von Schulen und eine Klinik sowie Mitglieder bei Unfällen und Krankheiten unterstützt. Außerdem vergibt die Genossenschaft Stipendien, die Kindern den Besuch von Schulen ermöglichen. Die Leipziger Genossenschaft CAFE CHAVALO importiert den Kaffee direkt aus Nicaragua. Die Verpackung des Stadtkaffees wurde von der Dresdner Künstlerin Gundula Maria Schmidt entworfen.

Um eine Teilnahme Dresdens an der Kampagne Fairtrade-Towns zu ermöglichen, beschloss der Dresdner Stadtrat 2016, die Steuerungsgruppe dresden.fairwandeln zu unterstützen. Unter anderem beinhaltet der Beschluss eine Verpflichtung der Landeshauptstadt Dresden bei allen Bewirtungsanlässen neben Produkten aus nachhaltige regionaler Produktion auch Waren aus fairem Handel einzubringen. Besonders sind hier die Waren Kaffee, Tee, Zucker, Kakao und Orangensaft gemeint. Zusätzlich verpflichtete sich die Landeshauptstadt Dresden bei allen öffentlichen Anlässen und in öffentlichen Einrichtungen sowie Unternehmen neben regional produzierten Produkten ebenfalls fair und nachhaltig gehandelte Ware zu verwenden. Schlussendlich beinhaltet der Beschluss einen direkten Bezug zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, welcher besagt, dass die Stadt Dresden an deren Umsetzung aktiv beteiligt ist.

Das Netzwerk dresden.fairwandeln ist außerdem aktiv an der Erneuerung des sächsischen Vergabegesetzes beteiligt. Den Hintergrund bildet die Eingliederung der EU-Beschaffungsrichtlinie (2014/24/EU) in das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) und in die Vergabeordnung (VgV). Mit dieser Umsetzung in nationales Recht, wurde es den Vergabestellen ermöglicht, die öffentliche Auftragsvergabe stärker zur Umsetzung strategischer Ziele zu nutzen. Das sächsische Vergabegesetz muss nun überarbeitet und an die GWB und VgV angepasst werden. Dazu gehören vor allem soziale, umweltbezogene und innovative Aspekte. Die Einbeziehung ökologischer und sozialer Kriterien ist auf verschiedenen Stufen des Vergabeverfahrens (Leistungsbeschreibung, Zuschlagskriterien, Ausführungsbedingungen) möglich. Im aktuellen sächsischen Vergabegesetz sind keine ökologischen oder sozialen Kriterien vorgegeben oder empfohlen. Eine Berücksichtigung solcher Aspekte obliegt der Freiwilligkeit der jeweiligen Vergabestellen. Aufgrund mangelnder Kapazitäten und Rechtsunsicherheit werden die geschaffenen Möglichkeiten durch die Änderung der europäischen Rechtslage bisher jedoch kaum genutzt.

Der Koalitionsvertrag der Landesregierung Sachsens sieht spezifische Vorgaben zur Erneuerung des Gesetzes vor. Als ökologische Kriterien sind Lebenszykluskosten, Umweltverträglich-keit, Emissionen und Energieeffizienz enthalten. Als soziale Kriterien sind ILO-Kernarbeitsnormen, allgemeinverbindlichen Tarifverträge und Branchenmindestlöhne, Regelungen zur Leiharbeit, Gleichstellung und Chancengleichheit und die Beschäftigung von Schwerbehinderten, Auszubildenden und Langzeitarbeitslosen erwähnt. Allerdings soll die Berücksichtigung der genannten Kriterien weiterhin nur der Freiwilligkeit der Kommunen obliegen.

Die öffentliche Auftragsvergabe stellt ein einflussreiches Instrument zur Erreichung von politischen Zielen in den Bereichen Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Gesundheit, Bildung, nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Klima dar. Durch seine enorme Marktmacht kann nachhaltige öffentliche Auftragsvergabe auf mehreren Ebenen zu einer erfolgreichen und fairen Zukunft beitragen. Nachhaltige und sozialverantwortliche Beschaffung stellt einen der größten Hebel der öffentlichen Hand zur Erreichung seiner klima- und sozial-politischen Ziele dar. Außerdem stellen nachhaltige und faire Aktivitäten der Kommune immer eine Vorbildfunktion dar. Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern konnten zeigen, dass eine nachhaltige und sozialverantwortliche Beschaffung dazu beitragen kann, die Vergabe lösungsorientierter und effizienter zu gestalten, bei nur geringer oder gleichbleibender Kostensteigerung. Zusätzlich können sogar oft höherwertiegre Produkte beschafft werden.

Als Teil des Netzwerkes dresden.fairwandeln bleiben auch wir an den genannten Kriterien zur Erneuerung des sächsischen Vergabegesetzes und plädieren für deren Umsetzung! Der Fortbestand des Titels Dresdens als Fairtrade-Town bildet schonmal beste Voraussetzungen dafür.

Auf dem Stadtplan Quergedacht, der ebenfalls von Mitgliedern des dresden.fairwandeln Netzwerkes betreut wird, könnt Ihr bereits verschiedene Angebote zum Thema „Fairtrade“ und vieles mehr finden!