12. Umundu-Festival für nachhaltige Entwicklung

Vom 9. bis 17. Oktober 2020 findet das 12. Umundu-Festival für nachhaltige Entwicklung rund um das Thema „Müll – von Resten und Ressourcen“ statt. Unsere Praktikantin Daria Humburg berichtet.

Hochgradig aktuell werden wir immer gravierender mit den negativen Auswirkungen der Wegwerf-Kultur auf der Welt konfrontiert. In den Meeren türmen sich schwimmende Abfallinseln und auch Flüsse und Seen sind betroffen. In Dresden finden regelmäßige Clean-Up Aktionen an der Elbe statt – jedes Mal mit ausreichend Müll, um die Teilnehmenden und Umweltaktivist*innen (nicht) zufriedenzustellen. Gerade in der am Konsum ausgerichteten modernen Wegwerfgesellschaft stellt die Führung eines müllarmen Lebens eine große Herausforderung dar. Das durch den Sukuma arts e.V. organisierte Umundu-Festival möchte daher durch vielfältige und spannende Veranstaltungen auf das Problem des ständigen Mülls hinweisen und Alternativen zum permanenten Wegwerfen bieten. Darüber hinaus wird die Vernetzung von Menschenrechten und Umweltzerstörung thematisiert.

Der Film „Death by Design“, der im Zentralkino im Kraftwerk Mitte mit anschließendem Gespräch von der tuuwi und INKOTA gezeigt wurde, thematiesiert die Schattenseiten der Elektroindustrie. Bilder von verseuchten Flüssen in China führen zu monumentösen Industriebauten im glorifizierten Silicon Valley. Dabei blickt der Film hinter die Kulissen und deckt den größten Trugschluss der Elektroindustrie auf – nämlich, dass sie sauber sei. Ganz im Gegenteil: viele hochgradig giftige Chemikalien werden verwendet, um das Innere von Elektrogeräten herzustellen. Neben den teilweise aus Auffangtanks austretenden ätzenden Chemikalien, die zu kontaminierten Böden führen oder mit Absicht in Flüsse abgelassen werden, wird auch das Thema der miserablen Arbeitsbedingungen in großen Herstellungsunternehmen der Elektroindustrie aufgegriffen. Fließbandarbeiter*innen verdienen beispielsweise höchstens 10 Prozent des Preises eines IPhones und arbeiten 12 Stunden am Tag – ohne Pause.

(Bild: http://www.filmstarts.de/kritiken/248019.html)

Im Gespräch zwischen einer Chemiestudentin und Mitarbeiterin des Frauenhofer Instituts Dresden, einer Mitarbeiterin von INKOTA, Bits und Bäume sowie Mitgliedern der tuuwi wurde das Lieferkettengesetz thematisiert. Dieses soll Unternehmen verpflichten alle Phasen ihrer Lieferketten auf etwaige umweltschädigende und gegen die Arbeitsbedingungen sowie Menschenrechte verstoßende Produktionsverfahren zurückzuverfolgen um Verstöße zu verhindern. Es folgte zudem eine ausführliche Erklärung über die Definition von Abfall. Besonders interessant dabei war, dass viele als „Müll“ deklarierte Elektrogeräte eigentlich nach einer Reperatur noch nutzbar wären, diese jedoch illegal verschifft werden. Die illegal verschifften Gerätschaften landen dann oft auf großen Mülldeponien in China oder Afrika.

Nach der gelungenen Veranstaltung verblieben eher ernüchternde, nachdenkliche Gefühle – aber auch eine Motivation den Wandel anzupacken folgten dem Film und anschließenden Gespräch mit nach Hause. Trotzdessen ist der Film „Death by Design“ sehr empfehlenswert, um sich die umwelttechnische Problematik von Elektroindustrie und Elektroschrott sowie miserablen Arbeitsbedingungen immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.

(Foto: https://theconversation.com/review-death-by-design-at-the-environmental-film-festival-66402)
(Foto: https://www.film-rezensionen.de/2018/08/death-by-design-die-dunkle-seite-der-it-industrie/)

Wir erbauen, strukturieren, produzieren, konsumieren, werfen weg – immer wieder, jahrzehntelang. Was aus unserem Elektroschrott wird, lässt sich nachvollziehen, doch was, wenn wir Menschen von der Erde gänzlich verschwinden? Was bleibt von uns? Der Film Homo Sapiens zeigt uns genau das, in einem ungewohnten Format: Ohne Sprache, ohne Worte – lediglich mit den natürlichen Geräuschen werden die Zuschauenden mit verlassenen Orten konfrontiert. Orte an denen Menschen arbeiteten, lebten, liebten, lachten und weinten. Unsere Erinnerungen an unser Leben sind herausragende Ereignisse, geprägt durch erfahrene Gefühle. Den Film erleben die Zuschauenden neben den gezeigten Bildern ganz individuell im Inneren.

Welche Gefühle zeigen sich, wenn wir auf eine alte Bar blicken, die langsam aber sicher von grünen Pflanzenwellen überspült werden? Was fühlen wir, wenn wir mit einem leerstehenden Schlachthaus mit Bergen von Tierknochen konfrontiert sind? Wenn wir sehen, in welchen kleinen künstlichen Büroabteilen Menschen saßen, um ihre Alltage damit zu füllen, auf Bildschirme zu starren? Was sieht diese Welt nachträglich von uns, von Homo Sapiens? Grauen Beton, Plastik und Metall? Es stimmt nachdenklich, die Vorstellung, dass alles was bleibt kalt und distanziert wirkt, als wären wir kaum aus dieser Erde selbst entstanden. In diesen apokalyptischen Szenarien liegen Schönheit und Schreicklichkeit nah beieinander. Doch dieser Schluss trügt, denn alles organische wird schneller wieder Teil dieses Planeten, als harte Elemente und Stoffe wie Metall und Plastik. Auch der Beton wird zerfallen, wird überwuchern, der Staub wird sich wie das Mikroplastik setzen und Raum für Neues bieten. Wir Menschen sind ein Wimpernschlag der Zeitgeschichte dieses Planeten – auch wenn dieser ein sehr wirkungsvoller auf unsere gesamte Mitwelt ist. Der Film hat keine formulierte Botschaft, diese kreieren wir selbst. Die erschaffene Welt, die mit dem Verschwinden von Homo Sapiens ebenso schnell wieder Teil des Planeten wird wäre doch schön…

Neben den bewegenden Filmen finden im Rahmen des Umundu-Festivals auch andere Veranstaltungen statt. Passend zum Thema des Films „Death by Design“ war die Exkursion „Goldschürfen in Dresden – Und was hat mein altes Handy damit zu tun?“ von Greenpeace Dresden und dem Lebenshilfe e.V. in der Recyclinganlage Übigau. Neben einem Rundgang durch die Anlage konnten alte Elektrogeräte mitgebracht werden, die dann erneuert wurden. Darüber hinaus wurde erklärt welche Edelmetalle sich in den Elektrogeräten befinden.

Am Samstag, den 17.10.2020 findet ebenfalls passend zum Thema „Müll“ und dessen was als „Abfall“ bezeichnet werden kann tagsüber im Umweltzentrum „Low-Waste-Kochen – Wie man Speisen mit vermeintlichen Lebensmittelabfällen zubereitet“ statt. Gleichzeitig ist Samstag auch der letzte Festivaltag. Wir freuen uns auf die abschließenden bereichernden Veranstaltungen und wünschen euch noch eine spannende Festivalwoche!